Preussische Whiskydestillerie - Cornelia Bohn

Die Kunst der Destillation hat in Deutschland eine überaus lange und reiche Tradition – immerhin sind die ersten Brennereien schon vor über 600 Jahren belegt. 1850 erhielt auch Schönermark eine Brennerei, als der preußische Graf von Redern dort einen Gutshof nebst obligatorischer Gutsbrennerei und Stallungen errichten ließ. Von Anfang an wurde in dem kleinen Dorf in der Uckermark die Brennanlage dazu verwendet, Getreide zu Kornbrand zu destillieren. Was auf den ersten Blick für ein "Kartoffelland" wie es Preußen damals war, ungewöhnlich erscheinen mag, ist leicht erklärt: Die Uckermark galt stets als Kornkammer Brandenburgs – und sie ist es heute noch. Hundert Jahre lang arbeitete die Destillerie kontinuierlich. Das Malz bezog man aus der zwölf Kilometer entfernten Mälzerei in Angermünde. Der Kornbrand selbst wurde in Fässern gelagert und auf diese Weise auch in die großen Städte transportiert, während die Schlempe dankbar als Futter für das Vieh abgenommen wurde. Die Ära der Schönermark’schen Gutsbrennerei endete jäh, als nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Sowjets die Anlage abbauten, alle Fässer mit sich nahmen und einen leeren Torso hinterließen, der langsam, aber sicher zerfiel.

Aus dem Dornröschenschlaf erweckt - DER PFERDESTALL

Als Cornelia Bohn Brennerei und Pferdestall um die Jahrtausendwende entdeckte, war es Liebe auf den ersten Blick. Doch es sollte noch weitere zehn Jahre dauern, bis Cornelia Bohn diesen Komplex aus seinem Dornröschenschlaf erweckte. Zur Wiederaufnahme der Brenntradition in dem Brennereigebäude war es jedoch zu spät: Zu sehr hatte der Zahn der Zeit und ein Blitzeinschlag an ihm genagt. Zurück blieb ein altersschwaches Konstrukt, das als Heimat für eine neue Brennerei ungeeignet war. Dagegen zeigte sich der Pferdestall, der selbst zwei Weltkriege unbeschadet überdauert hatte, in einem besseren Zustand – kein Wunder, sind doch die 70 Zentimeter starken Wände aus Feldsteinen errichtet und massive Stahlträger halten alles bestens zusammen. Cornelia Bohn räumte das Gebäude, das im Dorf zuletzt Verwendung als Getreidelager fand, leer und legte auch die Preußische Kappendecke – eine spezielle Form eines Tonnengewölbes – frei. Bei allen Arbeiten war sie darauf bedacht, die Bausubstanz so weit wie möglich unangetastet zu lassen und den ursprünglichen Eindruck zu erhalten.

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